Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, das das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht. Protest ist, wenn ich sage, ich mache nicht mehr mit. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, das alle andern auch nicht mehr mitmachen.“ – Ulrike Meinhof: Vom Protest zum Widerstand, in: konkret 5/1968
Wenige Sätze waren zu ihrer Zeit so prägend wie dieses Zitat von Ulrike Meinhof, in der damals noch einflussreichen Zeitschrift der außerparlamentarischen Linken „Konkret“.
»Bambule«, ist der Titel eines 1970 fertig gestellten Films über autoritäre so genannte Erziehungsheime in der Nachkriegs-BRD. Ulrike Meinhof war die Autorin des Drehbuches. Der Film kritisiert die autoritären Methoden der Heimerziehung in einem Berliner Mädchenheim. Im Verlauf der Handlung kommt es zu einer Revolte der Heiminsassinnen gegen die unterdrückenden Strukturen. Die Handlung des Films wird oft auch als Parabel auf die gesellschaftlichen Zustände dieser Zeit verstanden:
»Bambule« beginnt mit dem von den anderen Insassinnen bejubelten Ausbruch der beiden Teenager Irene (Dagmar Biener) und Monika (Christine Diersch) aus dem geschlossenen Mädchenheim Lindenhof in West-Berlin. Für Monika endet der Fluchtversuch schon nach Stunden in der Arrestzelle. Irene kommt bei zwei ehemaligen Heiminsassinnen unter, die sich mit Prostitution über Wasser halten. Währenddessen ruft die aufmüpfige Iv (Petra Redinger) im Heim einen Aufruhr hervor und zettelt eine handfeste „Bambule“ an – es kommt zum Aufstand der Mädchen…
Ulrike Meinhof sollte den fertigen Film bis auf ein paar Szenen nie zu sehen bekommen. Die Journalistin verschwand nach der Befreiung Andreas Baaders im Untergrund und wird 1972 verhaftet. 1975 wurde sie in das Hochsicherheits-Gefängnis Stuttgart-Stammheim verlegt. Am 9.5.1976 fand man sie dort erhängt in ihrer Zelle. Offiziell wurde als Todesursache »Suizid« angegeben, was bis heute strittig ist.
»Bambule«, ist erst 1994, also mit 24 Jahren Verspätung, erstmals in den dritten Programmen der ARD gezeigt worden.
»Ulrike Meinhof University« Warum nicht?
In unserer Nachbarschaft gibt es dutzend Strassen die nach Weltkriegsgenerälen, Monarchen oder anderen Schurken benannt sind – Unerträglich wenn du genau hinschaust. Wir finden das in Berlin nach der Rudi-Dutschke-Strasse und der Silvio-Meier-Strasse eine Fakultät nach Ulrike Meinhof benannt werden sollte – Die Hochschule für Journalismus zum Beispiel. Immerhin hält sich hier die „Axel Springer Akademie“ für Deutschlands fortschrittlichste Journalistenschule. Kaum zu glauben!
Im Laufe der 1960er Jahre war Ulrike Meinhof möglicherweise die bekannteste und außergewöhnlichste Jounalistin jener Zeit. Ihr bissiger und kritischer Journalismus, Ihre radikalen feministischen, antifaschistischen und linken Positionen, ihr gesellschaftliches und politisches Handeln ist auch heute noch äusserst bemerkenswert und hoch interessant!