Ich widme meinen Raumflug den Menschen des Kommunismus!
„Pojechali!“ – „Los geht’s!“, rief der 27-jährige Militärpilot Juri Gagarin, als seine Rakete am 12. April 1961 um 9:06 Uhr Ortszeit vom Weltraumbahnhof Tjuratam (heute Baikonur) abhob. Der erste bemannte Flug ins All…
Die Sowjetunion versprach sich von diesem „Beginn einer kosmischen Ära“ nicht nur einen globalen Prestigegewinn im „Space Race“ gegenüber dem nordamerikanischen Konkurrenten. Zum Höhepunkt des Kalten Krieges – im August desselben Jahres folgten der Bau der Berliner Mauer und ein Jahr später die Kubakrise – dienten Gagarin und der zweite Kosmonaut, German Titow, als Symbolfiguren, die die russischen Worte Mir (dt. Frieden) und Drushba (dt. Freundschaft) bis in den letzten Winkel der Welt verbreiteten.
Auch innenpolitisch verkörperte Gagarin wenige Jahre nach dem Ende der Stalinzeit mit seinem bald zur Ikone gewordenen Lächeln das Versprechen auf einen gesellschaftspolitischen Neuanfang, der mehr Freiheit und Wohlstand für alle verhieß.Gagarin ist jedoch nicht nur ein Produkt der staatlichen Propaganda. Er war gleichzeitig auch eine Projektionsfigur für jede Art von progressiven Träumen und Visionen. Der Mensch, der aus seiner Wohnung in den Weltraum flog, wie eine bekannte Installation des Künstlers Ilja Kabakow heißt, stand auch in der dissidenten Subkultur für den Ausbruch aus der dogmatischen Enge des irdischen Alltags.
Doch dieses utopische Zukunftsversprechen verblasste bald. Chruschtschow wurde 1964 gestürzt, verstärkte kulturpolitische Repressionen folgten, und die Amerikaner landeten 1969 auf dem Mond. Als Gagarin am 27. März 1968 im Alter von nur 34 Jahren bei einem Übungsflug mit einem Jagdflugzeug tödlich verunglückte, wurde aus dem utopischen Himmelssohn schon bald eine nostalgische Erinnerungsfigur.
Für ein paar Monate blieb Gagarin der einzige Erdenbürger, der diesen einzigartigen Blick auf unseren Planeten genossen hatte. Ergriffen von dessen Schönheit und Zerbrechlichkeit erkannte er, dass es menschliche Pflicht sei, ihn zu schützen. Sein Flug dauerte zwar nur eine Stunde und 48 Minuten und führte nur einmal um den gesamten Erdball, doch umso anhaltender war seine Wirkung. „Als ich die Erde mit dem Raumschiff umrundete, sah ich, wie wunderschön unser Planet ist. Leute, müssen diese Schönheit schützen und erweitern – nicht zerstören!“