»Nein, ich werde nicht 10.000 Meilen von zu Hause entfernt helfen, eine andere arme Nation zu ermorden und niederzubrennen, nur um die Vorherrschaft weißer Sklavenherren über die dunkleren Völker der Welt sichern zu helfen.«
Mit dieser 1967 öffentlich vorgetragenen Weigerung von Muhammad Ali am Vietnamkrieg teilzunehmen, wurde er als amtierender Schwergewichts-Boxweltmeister aus dem Boxbetrieb ausgeschlossen. Zu dieser Zeit stand der als Cassius Marcellus Clay geborene schwarze, äußerst leichtfüßige Boxer Ali auf dem Höhepunkt seiner Karriere.1964 hatte er bekannt gegeben, dass er der von nun an seinen Sklavennamen ablege und ab sofort Muhammad Ali heissen werde…
1967 wurde Ali wegen Wehrdienstverweigerung zu fünf Jahren Gefängnis und 10.000 $ Strafe verurteilt, musste aber gegen Zahlung einer nicht ins Gefängnis. Sein Reisepass wurde eingezogen und er konnte drei Jahre lang nicht an Wettkämpfen teilnehmen, da ihm keine Boxlizenz erteilt wurde. Stattdessen widmete er sich gesellschaftspolitischen Fragen, die er oft in Fernsehauftritten ansprach.
Ali war nicht nur [ungekrönter] Boxchampion, er entwickelte sich zur Symbolfigur des selbstbewussten, kämpfenden Schwarzen, der mit persönlicher Konsequenz für die Rechte jahrhundertlang unterdrückter Afro-Amerikaner:innen eintrat und v.a. wenig Respekt vor Angriffen der weißen Gesellschaft zeigte. Die mediale Berichterstattung kritisierte vordergründig die Großmäuligkeit von Ali, im Kern war es aber die Empörung darüber, dass ein Schwarzer unbotmäßig gegenüber einer feststehenden weißen Ordnung auftrat und nicht dem erwarteten Bild eines gefügigen [bescheidenen] Dieners bzw. Sklaven entsprach. Ab 1970 arbeite Muhammad Ali an seinem Comeback. Der bereits zu diesem Zeitpunkt weit über den Boxsport hinaus bekannte Ali erlangte Weltruhm mit seinem Kampf gegen George Foreman in Kinshasa 1974, der Hauptstadt Zaires.
Das als »Rumble in the jungle« in die Geschichte eingegangene Ereignis spiegelte abermals die Kolonialgeschichte und Sklaverei wieder. Während George Foreman mit einem deutschen Schäferhund – ähnlich wie zuvor die belgischen Besatzer – der Bevölkerung Kinshasas gegenübertrat, suchte Ali vor allem beim Lauftraining die Nähe zu den Menschen. Innerhalb kürzester Zeit hallte von Zaire aus das »Ali, boma ye!« [»Ali, töte ihn!«] in die Welt; auch Ausdruck der Schärfe in den Befreiungsbemühungen vieler Afrikanischer Länder gegen ihre ehemaligen Ausbeuter. Ali gewann den Kampf und setzte sich damit selbst ein Denkmal. Er boxte in seinem leichtfüßigen und taktisch außergewöhnlichen Stil noch bis Anfang der 1980er Jahre, der sich in seinem Wahlspruch »Flow like a butterfly, sting like a bee« ausdrückte. 1984 wurde bei ihm die Parkinson-Krankheit festgestellt, was in Zusammenhang mit seiner Boxtätigkeit gebracht wird. Eine medizinische Bestätigung dieser These ist bis heute umstritten. Muhammad Ali ist mit zahlreichen Auszeichnungen bestückt, Sportler des Jahrhunderts [1999], Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung der USA, 2005 wurde Muhammad Ali als erster US-Amerikaner mit der »Otto-Hahn-Friedensmedaille in Gold« der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen in Berlin ausgezeichnet – »für herausragende Verdienste um Frieden und Völkerverständigung« und er erhielt die Ehrendoktorwürde der Columbia-Universität in New York. Der seit 1975 dem sunnitischen Islam zugehörige Ali setzt sich seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das Zwillingstürme in New York und das Pentagon für eine pazifistische Interpretation des islamischen Glaubens ein. Seine Tocher Laila ist ebenfalls Boxerin. Muhammad Ali verstarb nach langer Krankheit am 03.Juni 2016.