Antifascist Partisans
Das jüngste Plakat unserer Reihe „Antifascist Partisans“ zeigt die junge jugoslawische Partisanin Milja Marin, die wir von dem berühmten Werk des Fotografen Žorž Skrigin nachgezeichnet haben. Das im Winter 1943 entstandene Bild wurde in Jugoslawien und weit darüber hinaus zu einer Ikone des antifaschistischen Kampfes und zum Symbol der Schönheit des Widerstandes. Das Porträt mit dem Titel „Kozarčanka“ (Die Frau aus Kozara) gab allen unbekannten Kämpfer_innen gegen den Faschismus ein Gesicht.
Milja Marin, geborene Toroman, war eine von zehntausenden Frauen, die am antifaschistischen Widerstand gegen die faschistische Besatzung in Jugoslawien teilnahmen. Bei der Aufnahme war Milja 17 Jahre alt und im Sanitätsdienst der 11. Kozara-Brigade in dem gleichnamigen bosnischen Gebirge eingesetzt. Sie wurde 81 Jahre und starb am 10. November 2007. Zuletzt lebte sie von monatlich 300 Mark (ca. 150 Euro) Rente.
Der Widerstand
Wenige Monate nach dem Überfall Nazideutschlands und dessen Verbündeten auf Jugoslawien im April 1941 hatte die Kommunistische Partei unter ihrem Vorsitzenden Josip Broz Tito zum Widerstand gegen die faschistische Besatzung aufgerufen. Aufgrund des brutalen Terrors allen voran von Wehrmacht und SS gegen die Bevölkerung und der rücksichtslose Ausplünderung des Landes wuchs die multinationale Partisan_innenbewegung schnell an.
Neben den Besatzern gab es auch „einheimische“ Gegner. In Kroatien wurden die faschistischen „Ustascha“ an die Macht gebracht, sie betrieben in Jasenovac das einzige nicht von den Nazis geführte Vernichtungslager in Europa. In Serbien kämpften die von England unterstützten monarchistisch-nationalistischen „Tschetniks“ und in Slowenien die reaktionären „Domobranci“ gegen die Partisan_innen.
Die antifaschistische Bewegung vereinte unter dem Motto „Brüderlichkeit und Einheit“ alle jugoslawischen Bevölkerungsgruppen. Es gab selbst die Ernst-Thälmann-Brigade von deutschen Antifaschisten an denen sich ca. 200 Kämpfer beteiligten.
Die Partisan_innen waren für besonders verfolgte Gruppen wie Jüdinnen und Juden oder Romnja und Roma offen und zudem oft die einzige Möglichkeit, der Vernichtung zu entkommen und den Krieg zu überleben. Immer wieder gab es auch Aktionen, um Gefangene zu befreien.
Vor allem Frauen hatten in der Bewegung eine wichtige Rolle. Sie waren an direkten Aktionen gegen die Besatzer beteiligt, aber auch im Sanitätsdienst bzw. in zivilen Bereichen des Widerstands aktiv. Mit der Antifaschistischen Frauen-Front verfügten sie über eine eigene Massenorganisation, die es vielen Frauen erstmals ermöglichte, sich politisch zu engagieren und zu emanzipieren.
Unter der Parole „Tod dem Faschismus – Freiheit dem Volke“ konnten die Tito-Partisan_innen die deutschen, italienischen und ungarischen Besatzer vertreiben. Gleichzeitig besiegten sie auch die „einheimischen“ Gegner. Jugoslawien war 1945 das einzige Land in Europa, das sich im Zweiten Weltkrieg selbst befreite. Trotzdem forderte der Krieg unzählige Opfer: über eine Millionen Menschen starben und das Land wurde großenteils zerstört.
Ein anderer Sozialismus
Die Partisan_innen kämpften nicht nur gegen die faschistische Besatzung, sie begannen in den von ihnen befreiten Gebieten, eine solidarische Gesellschaft aufzubauen: So wurden Räte eingerichtet und die Macht den Menschen geben, um über über ihre Belange selbst zu entscheiden und das, was man hatte, gerecht zu verteilen. Die antifaschistische Widerstand ging einher mit einer sozialistischen Revolution. Auch unter den Partisan_innen war der Umgang von Solidarität bestimmt; Kultur und Bildung hatten einen hohen Stellenwert und waren allen zugänglich.
Nach dem Krieg wurde Jugoslawien neu gegliedert, die sechs Teilrepubliken – Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Montenegro und Mazedonien – waren gleichberechtigte Landesteile. Keine Bevölkerungsgruppe sollte eine andere dominieren.
Mit dem Bewusstsein, das Land selbst befreit zu haben, kam es 1948 zum Bruch mit der Sowjetunion unter Stalin. Jugoslawien nahm seinen eigenen Weg zum Sozialismus. Und so proklamierte der Staat, sich selbst abschaffen zu wollen. Ein Schritt dahin war die Arbeiterselbstverwaltung: Die Arbeiter sollten – auch ausgehend von den Erfahrungen während des Widerstands – selbst und unmittelbar über die Produktion entscheiden. Dazu wurden zu erst Räte in den Fabriken und später auch in anderen Bereichen der Gesellschaft eingeführt. Es gab wohl kein anderes (sozialistisches) Land, das eine so lebendig Kultur- und Subkulturszene hatte und in dem so lebendig über Fragen des Marxismus diskutiert wurde.
Außenpolitisch war Jugoslawien auch wegen der eigenen Befreiungsgeschichte ein Vorbild für viele ehemalige Kolonien, die in den 50er und 60er Jahren unabhängig wurden. Unter Tito wurde die „Blockfreien Bewegung“ gegründet, die sich weder dem kapitalistischen Westen unterwerfen noch dem bürokratischen Ostblock anschließend wollte. Statt Abhängigkeit sollten die Länder dieses antiimperialistischen Bündnisses gleichberechtigte Partner sein.
Ab Mitte der 70er Jahre, spätestens jedoch in den 80er Jahren, befand sich Jugoslawien in einer Wirtschaftskrise. Über das, was es noch zu verteilen gab, wurde gestritten, und nach dem Tod von Tito 1980 auch zunehmend mit nationalistischen Argumenten. Nationalisten waren zwar Anfang der 90er Jahre noch eine Minderheit. Doch gelang es ihnen mit Unterstützung des Westens, Jugoslawien durch einen grausamen Krieg zu zerstören und in sieben kapitalistische Nationalstaaten aufzuspalten.
Der Widerstand der Partisan_innen mag vorerst Geschichte sein. Doch der Kampf gegen den Faschismus und für eine solidarische Gesellschaft bleibt – auch vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen – auf der Tagesordnung.
Die jugoslawischen Partisan_innen haben uns gezeigt, dass der erfolgreiche Kampf für eine bessere Welt auch in einer schier aussichtslosen Lage möglich ist. Die Erinnerung daran gilt es wachzuhalten.