Dieses Plakat erinnert an die Aufständischen Matrosen und libertäre Kommunist:innen von 1921 in Kronstadt.
Unter dem Motto „Alle Macht den Sowjets – Keine Macht der Partei“ forderten die Aufständischen von Kronstadt eine Rücknahme des diktatorischen Einflusses der Kommunistischen Partei Russlands (KPR) auf die politischen Entscheidungsprozesse und eine Demokratisierung Sowjetrusslands. Nachdem ein Übergreifen der Revolte auf das Festland und weitere Teile Sowjetrusslands gescheitert war, nutzten die Aufständischen die Festungsanlagen der Baltischen Flotte von Kronstadt auf der Kotlin-Insel, die Sankt Petersburg gegen Angriffe von Westen schützen sollten. Die zur Niederschlagung des Aufstands eingesetzten Truppen der Roten Armee wurden zunächst zurückgeschlagen.
Im Februar und März 1921 revoltierten die Matrosen der Festungsstadt Kronstadt in Unterstützung einer Streikbewegung im nahegelegenen Petrograd gegen die bolschewistische Herrschaft in Russland. Der Aufstand wurde schließlich von der Roten Armee unter Federführung Trotzkis blutig niedergeschlagen. Noch heute sorgt das Thema “Kronstädter Matrosenaufstand” für hitzige Debatten und Polemiken zwischen AnarchistInnen und RätekommunistInnen auf der einen und TrotzkistInnen auf der anderen Seite. 1917 noch als eine Speerspitze der kommunistischen Revolution gefeiert, setzten sich die Matrosen 1921 für eine dritte Revolution ein – für ein freies Rätesystem an Stelle der bolschewistischen Parteienherrschaft. Sie bezahlten diesen Affront gegenüber den BolschewistInnen mit dem Tod. Am 17. März 1921 viel
Am 22. Januar 1921 kürzten die Bolschewiki die in Sowjetrussland vorgeschriebene Brotration per Dekret um ein Drittel. Dieses Dekret löste ernsthafte Proteste aus. Am 23. Februar 1921 begannen etwa 10.000 Mitglieder der Parteien der Sozialrevolutionäre und Menschewiki in Moskau einen Streik, dem sich Arbeiter der dortigen Stahlwerke anschlossen. Am 24. Februar 1921 begannen in Petrograd Streiks in den Patronny-Munitionswerkstätten, den Trubotschny- und Baltiskiwerken und der Fabrik Laferme. Am selben Tage wurden vom Petrograder Verteidigungskomitee der KPR (B) Kursanten zur Wassiljewski-Insel befohlen, um die dort versammelten Arbeiter auseinanderzutreiben. Am 25. Februar schlossen sich Arbeiter der Admiralitätswerkstätten und der Galernaja-Docks dem Protest an. Eine Straßendemonstration Streikender wurde von bewaffneten Einheiten verhindert.
Das Petrograder Verteidigungskomitee der KPR (B) unter dem Vorsitz von Grigori Sinowjew bezeichnete die Unruhen in den Fabriken der Stadt als Rebellion und verhängte am 26. Februar das Kriegsrecht. Gewerkschafter, die die Streiks organisiert hatten, wurden verhaftet. Zeitgleich wurde die Schließung der Trubotschny-Fabrik und die Aussperrung der Streikenden angeordnet. Die Bolschewiki begannen Truppen der Roten Armee in Petrograd zusammenzuziehen. Die in Kronstadt stationierten Matrosen der Baltischen Flotte sympathisierten mit den Streikenden. Am 26. Februar besuchte eine Abordnung der Kronstädter Matrosen Petrograd, um die Lage in der Stadt zu erkunden. Nach der Rückkehr der Abordnung am 28. Februar hielten die Matrosen der Schlachtschiffe Petropawlowsk und Sewastopol eine Krisensitzung ab, in deren Ergebnis eine Resolution verabschiedet wurde.
Die auf dem Schlachtschiff Petropawlowsk verabschiedete Resolution enthielt 15 Forderungen. Die wichtigsten davon waren:
• Sofortige Abhaltung neuer Wahlen mit geheimer Abstimmung, wobei die vorherige Wahlkampagne volle Agitationsfreiheit unter den Arbeitern und Bauern haben sollte.
• Einführung der Rede- und Pressefreiheit für Arbeiter und Bauern, Anarchisten und links stehende sozialistische Parteien.
• Absicherung der Versammlungsfreiheit für Arbeitergesellschaften und Bauernorganisationen.
• Befreiung aller politischen Gefangenen der sozialistischen Parteien und aller in Verbindung mit Arbeiter- und Bauernbewegungen eingesperrten Arbeiter, Bauern, Soldaten und Matrosen.
• Sofortige Abschaffung aller bewaffneten Gruppen der Bolschewiki zur Konfiszierung von Lebensmitteln und anderen Produkten.
• Den Bauern volle Aktionsfreiheit in Bezug auf ihr Land zu geben, ebenso das Recht, Vieh zu halten, unter der Bedingung, dass sie mit ihren eigenen Mitteln auskommen, das heißt ohne gedungene Arbeitskräfte zu verwenden.
Trotzki drohte den Rebellen: Sie würden „abgeschossen wie die Hasen“, wenn sie nicht sofort kapitulierten. Letzte Vermittlungsversuche durch eine anarchistische Gruppe, der unter anderem Alexander Berkman und Emma Goldman angehörten, scheiterten. Der Aufstand wurde blutig zerschlagen.